Sacharow

Sacharow
Sacharow,
 
1) ['sa-], Andrej Dmitrijewitsch, A. D. Sacharov ['sa-], russischer Physiker und Bürgerrechtler, * Moskau 21. 5. 1921, ✝ ebenda 14. 12. 1989; arbeitete ab 1945 am P.-N.-Lebedw-Institut für Physik, wurde 1953 Vollmitglied der Akademie der Wiss.en. Sacharow war führend an der Entwicklung der sowjetischen Wasserstoffbombe beteiligt und arbeitete zusammen mit I. J. Tamm an der Theorie von Fusionsplasmen. 1950 schlugen beide eine Anordnung zur kontrollierten Kernfusion vor, auf die die heutigen Tokamak-Anlagen zurückgehen. Sacharow lieferte außerdem wichtige Beiträge zur Teilchenphysik, Kosmologie und Gravitationstheorie und sagte u. a. 1967 erstmals die Instabilität des Protons voraus. - Seit Ende der 60er-Jahre trat Sacharow immer stärker als Bürgerrechtler hervor. In einem 1968 im westlichen Europa bekannt gewordenen Memorandum (»Gedanken über Fortschritt, die friedliche Koexistenz und geistige Freiheit«) wandte er sich gegen die ideologische Teilung der Welt und forderte eine globale Zusammenarbeit unter den Bedingungen geistiger Freiheit. In diesem Sinne begrüßte er 1968 den Prager Frühling. 1970 forderte er in einem offenen Brief an die sowjetische Führung gemeinsam mit dem Historiker R. A. Medwedjew die Demokratisierung der sowjetischen Gesellschaft und gründete mit anderen ein Komitee für Menschenrechte. Mit Hungerstreiks versuchte er das westliche Ausland auf die bedrängte Lage sowjetischer Bürgerrechtler aufmerksam zu machen. Sacharow wurde zunehmend v. a. vom KGB verfolgt. 1971 heiratete er die Ärztin und Bürgerrechtlerin Jelena Bonner (* 1923), die zu seiner politischen Weggefährtin wurde. 1975 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Trotz Zwangsexilierung nach Gorkij (heute Nischnij Nowgorod, 1980-86) und verschärfter Kontrolle vonseiten des KGB setzte er in den 80er-Jahren seine Kritik am sowjetischen Verfassungs- und Gesellschaftssystem fort. Im Zuge der von M. S. Gorbatschow eingeleiteten Reformpolitik durfte er im Dezember 1986 nach Moskau zurückkehren, wurde 1989 als Parteiloser in den Kongress der Volksdeputierten gewählt und stieß dort zur Gruppe der »Radikalreformer«. Postum erschienen 1991 seine Memoiren (»Mein Leben«). - Seit 1975 veranstalteten sowjetische Regimekritiker Anhörungen (Sacharow-Hearings), bei denen Zeugen über Verletzungen der Bürger- und Menschenrechte in der Sowjetunion berichteten.
 
 2) [za'xa-], Andrejan Dmitrijewitsch, A. D. Zachạrov [z-], russischer Baumeister, * Sankt Petersburg 19. 8. 1761, ✝ ebenda 8. 9. 1811; seit 1805 Architekt der russischen Admiralität, in deren Auftrag er die Umbaupläne für einen groß angelegten Gebäudekomplex in Sankt Petersburg, die »Admiralität«, entwarf (1806-23 ausgeführt). Sie gilt als eines der bedeutendsten Beispiele des russischen Klassizismus.
 
 3) [za'xa-], Rostislaw Wladimirowitsch, R. W. Zachạrov [z-], russischer Tänzer, Choreograph und Ballettdirektor, * Astrachan 7. 9. 1907, ✝ Moskau 15. 1. 1984; war seit 1932 Choreograph beim Kirow-Ballett, 1936-39 künstlerischer Direktor des Bolschoi-Balletts, 1946-49 Direktor der Bolschoi-Ballettschule und wurde 1951 Professor für Choreographie am Staatlichen Institut für Theaterkunst in Moskau. In seinen Choreographien (»Fontäne von Bachtschissaraj«, 1934; »Der eherne Reiter«, 1949) stehen die dramaturgisch-pantomimischen Belange im Vordergrund; schrieb »Iskusstvo baletmejstera« (1954; deutsch »Sowjetisches Ballett«).

Universal-Lexikon. 2012.

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